Die Diskussion über die Einführung von Cloud-Lösungen dreht sich längst nicht mehr um das „Ob“, sondern um das „Wie“. Unternehmen stehen unter wachsendem Druck: explodierende Datenmengen, strategische Vorgaben von Anbietern und immer komplexere Compliance-Anforderungen. SAP, Microsoft und Oracle drängen ihre Kunden dazu, zentrale Geschäftsprozessdaten – die früher fest in ERP-Systemen verankert waren – auf von Anbietern verwaltete Cloud-Plattformen zu verlagern.
Auf dem jüngsten DSAG-Jahreskongress 2025 standen diese Fragen im Mittelpunkt: Wie unabhängig sollten Unternehmen bleiben? Wie viel Abhängigkeit von einem Anbieter ist zu viel? Und ist in einer Ära der Datenflut die Cloud wirklich die einzige Option?
Die eigentliche Antwort liegt weniger darin, wo Ihre Daten gespeichert sind, sondern vielmehr darin, wer sie steuert. Die Cloud kann ein Türöffner sein, doch ohne starke Governance droht sie zur Belastung zu werden. Dieser Artikel beleuchtet die vier Dimensionen dieser Debatte – und warum eine konsequente Daten-Governance der entscheidende Erfolgsfaktor ist.
Ist die Cloud die einzige Option für zentrale Geschäftssysteme?
Wir alle haben Verkaufspräsentationen erlebt, in denen die Cloud als unvermeidbarer Schritt für agile Unternehmen dargestellt wird. SAP-Cloud wird als die Zukunft für ERP-Workloads vermarktet, während Microsoft und Oracle ähnliche Strategien für ihre Geschäftsprozessplattformen verfolgen. Aus ihrer Sicht ist die Logik klar: Die Cloud zentralisiert, skaliert und integriert Daten auf eine Weise, die lokale Systeme nicht leisten können.
Doch für Kunden ist die Entscheidung nicht so einfach. Die Einführung der Cloud geht nicht nur um die Modernisierung der Infrastruktur – es geht um Kontrolle. Wenn kritische Geschäftsdaten auf von Anbietern verwaltete Plattformen verlagert werden, gewinnen Unternehmen an Skalierbarkeit, riskieren jedoch ihre Unabhängigkeit.
Die Herausforderung besteht darin, dass Compliance und Governance in vielen Unternehmen traditionell als Gegensatz zu Agilität betrachtet werden – ressourcenintensiv, starr und oft auf blosses Abhaken von Anforderungen reduziert. Eine Datenstrategie hat selten Priorität auf C-Level-Ebene. Eine aktuelle, von Cognopia in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Organisationen noch immer keine formale Datenstrategie haben und etwa ein Drittel kein dediziertes Budget für die Verbesserung ihrer Daten bereitstellt. Governance-Projekte werden dadurch oft wie heisse Kartoffeln weitergereicht. Doch genau hier ist Führung gefragt.
Richtig eingesetzt, ermöglicht die Cloud Integration und Geschwindigkeit. Falsch gehandhabt, führt sie zu Abhängigkeiten, die Unternehmen später bereuen könnten. Der entscheidende Faktor ist, ob Organisationen die Kontrolle über ihr Governance-Framework behalten, anstatt sich auf die Standardvorgaben der Anbieter zu verlassen.
Unabhängigkeit vs. Abhängigkeit: Was ist der wahre Preis?
Die Vorteile der Unabhängigkeit liegen auf der Hand: Eigene Systeme betreiben, verschiedene Anbieter nutzen und das Risiko einer Abhängigkeit umgehen. Doch Unabhängigkeit hat ihren Preis. Sie erfordert Investitionen in Infrastruktur, die Einstellung qualifizierter Fachkräfte und den Einsatz von Governance-Tools, die robust genug sind, um die Kontrolle zu wahren.
Abhängigkeit wirkt auf den ersten Blick verlockend: Ein Anbieter, ein Vertrag, ein integriertes System. Das hält den Betrieb einfach und die Kosten planbar. Doch diese Einfachheit hat einen versteckten Preis. Wenn zu viel Ihres Geschäfts auf einem einzigen Anbieter basiert, setzen Sie sich dem Risiko der Anbieterkonzentration aus – Ihr Unternehmen wird anfällig für Preiserhöhungen, Ausfälle oder Richtlinienänderungen, auf die Sie keinen Einfluss haben.
Fokus: Die fĂĽnf Gesichter des Anbieterkonzentrationsrisikos
Das ist keine reine Theorie. Ein aktueller Artikel von Veridion über Lieferketten beleuchtet, wie sich Anbieterkonzentrationsrisiken auf vielfältige Weise zeigen. Auch wenn die Beispiele auf den Transport von Waren abzielen, lässt sich die Logik direkt auf die Herausforderungen bei Cloud-Diensten und Daten-Governance übertragen:
- Einzelanbieter-Konzentration – Die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter für alle kritischen Cloud-Dienste mag einfach und kosteneffizient erscheinen. Sudhir Singh, Supply Chain and Operations Lead UK&I bei EY, bringt es auf den Punkt: „Viele Unternehmen bevorzugen die Zusammenarbeit mit einem einzigen Anbieter, weil das eine klare Ansprechperson bietet … klare Verantwortlichkeiten und besser kalkulierbare Kosten.“ Doch diese Einfachheit macht verwundbar: Wenn der Anbieter strauchelt, straucheln Sie mit.
- Geografische Konzentration – Wenn alle Ihre Workloads in einer einzigen Rechenzentrumsregion oder in einem einzigen rechtlichen Zuständigkeitsbereich gehostet werden, sind Sie bei Ausfällen, Cyber-Vorfällen oder plötzlichen regulatorischen Änderungen in dieser Region gefährdet.
- Spezifische Routen-Konzentration – Ähnlich wie ein Engpass in der Lieferkette Lieferungen stoppen kann, kann die Abhängigkeit von einem einzigen Cloud-Integrationspfad (z. B. einer einzigen API oder Pipeline) Schwachstellen schaffen, die bei Störungen die Resilienz untergraben.
- Vierparteien-Konzentration – Selbst wenn Sie Ihr Anbieter-Risiko gut managen, könnte Ihr Cloud-Anbieter von denselben Unterlieferanten (Infrastruktur, Chipsätze, Middleware) abhängig sein wie andere. Ein systemischer Fehler bei diesen Viertanbietern kann sich auf das gesamte Ökosystem auswirken.
- Technologie-Konzentration – Eine zu starke Standardisierung auf den proprietären Technologie-Stack eines Anbieters mag kurzfristig effizient wirken, bindet Sie jedoch an dessen Roadmap. Bei Preiserhöhungen, eingestellten Funktionen oder Ausfällen ist Ihr gesamtes Unternehmen betroffen.
 (Adaptiert aus Veridions „5 Arten von Anbieterkonzentrationsrisiken“)

Zusammengenommen zeigen diese Risikomuster, warum Daten-Governance kein optionaler Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist. Governance ist der Mechanismus, der es Unternehmen ermöglicht, mit Anbietern zusammenzuarbeiten, ohne ihre Unabhängigkeit aufzugeben, und so die Balance zwischen Effizienz und Resilienz zu finden.
Wie das Disaster Recovery Journal betont, sind die Risiken einer Abhängigkeit von Cloud-Anbietern nicht schwarz-weiss – sie bewegen sich auf einem Spektrum, das Unternehmen aktiv steuern müssen. Der richtige Governance-Ansatz ist der Schlüssel, um diese Balance zu wahren und von Effizienzvorteilen zu profitieren, ohne die Unabhängigkeit zu verlieren.
Der Datenflut begegnen: Warum Governance, nicht die Cloud, die Antwort ist
Die Datenmengen, mit denen Organisationen heute konfrontiert sind, sind überwältigend. Bis 2025 wird das globale Datenvolumen schätzungsweise 181 Zettabyte erreichen – mehr als das Dreifache des Volumens, das noch fünf Jahre zuvor entstand. Kundenakten, Transaktionsverläufe, IoT-Signale, Lieferketten-Daten, Partnerintegrationen – der Strom ist konstant und nimmt rasant zu. Cloud-Anbieter positionieren sich oft als einzige Lösung für diese Flut: „Legen Sie alles bei uns ab, wir kümmern uns um die Skalierung.“
Doch Skalierung ohne Governance ist riskant. Wie die Cloud Security Alliance in ihrem Bericht Cloud Data Access – From Chaos to Governance warnt, werden ungesteuerte Cloud-Umgebungen schnell chaotisch. Ohne Regeln, Klassifizierung und Aufsicht riskieren Organisationen, unendlichen Speicher für unendliches Chaos zu schaffen. Die Folgen sind allzu bekannt:
- Datenqualitätsprobleme, die sichere Entscheidungen untergraben.
-  Cyber- und Zugriffsrisiken, wenn unklar ist, wer was einsehen oder ändern kann.
- Regulatorische Risiken, wenn Prüfprotokolle unvollständig oder fehlend sind.
- Ineffizienz und steigende Kosten, wenn doppelte oder schlecht verwaltete Daten sich anhäufen.
Doch die Chancen sind ebenso offensichtlich: Mit der richtigen Governance schaffen Daten nicht nur Mehrwert in bestehenden Abläufen, sondern eröffnen auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Governance bremst das Geschäft nicht – sie ermöglicht es, die Datenflut sicher, ethisch und strategisch zu nutzen.
Deshalb dürfen Führungskräfte Governance nicht als Aufgabe anderer abtun. Wenn die Verantwortung über Abteilungen hinweg zersplittert ist, geht das wahre Potenzial integrierter Daten verloren. Die Cloud liefert nur dann Wert, wenn die Governance mit ihr wächst – sonst vervielfacht Skalierung nur die Silos.
Von Cloud-Dilemmas zur Cloud-Governance
Cloud-only-Denken ist keine Patentlösung für Compliance oder Sicherheit. Allein agieren, und Unabhängigkeit ohne Koordination gerät schnell ins Chaos. Alles auf einen Anbieter setzen, und Abhängigkeit ohne Absicherung wird zum eigenen Risiko. Gleichzeitig nimmt die Datenflut nicht ab – sie beschleunigt sich. Aktuellen Schätzungen zufolge werden täglich über 402 Millionen Terabyte an Daten erzeugt.
Die Antwort liegt darin, Daten-Governance ins Zentrum zu stellen. Governance ist die Disziplin, die sicherstellt:
- Unabhängigkeit nicht in Komplexität umschlägt.
- Abhängigkeit nicht zur Falle wird.
- Cloud-Skalierung nicht Compliance und Sicherheit ĂĽberfordert.
Hier setzt die wikima4 Cloud Governance-Lösung an – sie gibt Unternehmen die Frameworks und Tools, um die Kontrolle über ihr Daten-Schicksal zu behalten, auch in Anbieter-Clouds. Sie hilft dabei:
- Die Kontrolle ĂĽber Governance zu wahren, selbst wenn Daten in Anbieter-Clouds liegen.
- Die Zusammenarbeit mit Partnern und Anbietern auszubalancieren, ohne die Kontrolle zu verlieren.
- Compliance und Prüfbarkeit in den täglichen Betrieb einzubetten, nicht nur in jährliche Checks.
Die Verantwortung der Führungsebene ist klar: Cloud-Entscheidungen werden das nächste Jahrzehnt prägen – doch Governance entscheidet, wer wirklich die Kontrolle behält. Know-how über die eigenen Daten zahlt sich auf C-Level immer aus, denn die Fähigkeit, Daten effektiv zu steuern, unterscheidet Organisationen, die sich anpassen, von denen, die zurückbleiben.
In diesem Artikel haben wir die Dilemmas der Cloud-Einführung, die Abwägung zwischen Unabhängigkeit und Abhängigkeit sowie die Risiken der unaufhaltsamen Datenflut beleuchtet. Das durchgängige Thema ist einfach: Die Cloud bietet beispiellose Chancen, aber Cloud ohne Governance ist wie Fliegen ohne Flugverkehrskontrolle – schnell, beeindruckend und gefährlich unberechenbar.
Mit Governance im Kern wird die Cloud weit mehr als Speicher. Sie wird zum strategischen Enabler fĂĽr Resilienz, Compliance, Sicherheit und Wachstum. Die Zukunft der Cloud wird nicht davon bestimmt, wo Ihre Daten liegen, sondern davon, wie effektiv Sie sie steuern.